September 2007 / Großes Atemschutz-Praxisseminar auf Föhr

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Die Atemschutzgeräteträger der Feuerwehren sind es, die bei einem Feuer mit starker Rauchgasbelastung als Erste vorrücken müssen. Um nun die Kameraden und Kameradinnen möglichst optimal auf ihren möglichen Einsatz vorzubereiten, organisierte der Kreisfeuerwehrverband Nordfriesland ein großes Atemschutzseminar auf der Insel Föhr. Wie Vorstandsmitglied und Amtswehrführer für die Inseln Amrum und Föhr Joachim Christiansen erklärte, bot sich mit dieser Veranstaltung die einmalige Chance, den Insulanern - ohne eine große Anreise - eine interessante und überaus wichtige Form der Ausbildung zukommen zu lassen. Die vielen Laufereien und die Suche nach Sponsoren haben sich wirklich gelohnt. Großen Dank richtete er dabei unter anderem an die Firmen C.G.Christiansen, Oldenburg und die WDR.

Die Gesamtleitung des Praxisseminars Atemschutz hatte Matthias Trapp von der Feuerwehr Garding. Mit den freiwilligen Feuerwehren Niebüll-Deezbüll und Husum hatten die Gardinger Kameraden verschiedene Schwerpunkte eines Feuerwehreinsatzes ausgearbeitet und in Form von theoretischer Unterweisung und praktischen Übungen aufbereitet. Mit einem Ausbilderstaat von 23 Kameraden waren sie nach Föhr gereist, um die in bereits zwei selbst durchgeführten Praxisseminaren erlangten Erfahrungen weiter zu geben. Bei dieser Übung hatten die 197 Teilnehmer und eine Teilnehmerin die Möglichkeit unter kontrollierten Bedingungen auf die Gefahren eines Einsatzes vorbereitet zu werden.


Neben den Teilnehmern der Inseln Föhr, Amrum und den Halligen, waren auch Teilnehmer aus dem Kreis Schleswig-Flensburg, Dithmarschen und dem nordfriesischen Festland angereist. 

 

Bild: Matias Kubel unterweist die blinden Retter des verunfallten Atemschutzgeräterträgers


In den Einzelseminaren "Suchen und Retten im Innenangriff" und "Rettung verunfallter Atemschutzgeräteträger durch den Sicherungstrupp", wurden die notwendigen und unter Umständen lebensrettenden Kenntnisse und Handgriffe vermittelt und von den Atemschutzgeräteträgern praktisch umgesetzt. Mit einer Verdunklungsbrille ausgestattet, hantierten die Teilnehmer unter Nullsicht, um einen verunfallten Atemschutzgeräteträger mit neuer Atemluft zu versorgen. Wie der Ausbildungsleiter der Feuerwehr Husum Mathias Kubel erklärte, seien die Sichtverhältnisse am Einsatzort durch Rauchgase meistens so schlecht, dass man seine Hand vor Augen nicht mehr sehen kann. Dann ist es besonders wichtig, dass die nötigen Handgriffe unter den Atemschutzgeräteträgern eingespielt sind. Es ist nicht zu vergessen, dass es um die Rettung einer verunfallten Person aus Lebensgefahr geht.

Im Seminar "Suchen und Retten im Innenangriff" mussten die Teilnehmer wiederum unter "Nullsicht" einen möblierten Raum nach vermissten Personen absuchen. Wie schwierig es dabei ist, eine lückenlose Durchsuchung durchzuführen zeigte sich den Beobachtern, die den mit Verdunklungsbrillen ausgestatteten Seminarteilnehmern doch um die uneingeschränkte Sicht deutlich im Vorteil waren. Es galt einen 70 kg schweren Dummy mit Hilfe der Bandschlinge aus dem Gefahrenbereich zu retten. Wie Dennis Kielinski den Kameraden erklärte, verstecken sich vom Feuer eingeschlossene Personen erfahrungsgemäß an den absurdesten Stellen. Daher ist eine systematische Suche dringend erforderlich.

 

Bild: nahezu Realbedingungen...bei 374 Grad werden die Teilnehmer vorgewärmt


Das Highlight des Wochenendes war ohne Frage der Löscheinsatz im Brandcontainer. Dieser Sattelauflieger stellte eine mobile Trainingseinheit dar, in der verschiedene gasbetriebene Brandsituationen die Übungsteilnehmer erwarteten.

Bereits bei der Wärmegewöhnung vor dem Einsatz wurde deutlich was Hitze bedeutet.

Vor dem Einstieg der drei Mann starken Trupps über ein Treppenhaus vom Dach des Containers galt es durch kurze Sprühstöße in das Treppenhaus, den lebensgefährlichen Flash Over herunterzukühlen.  

Im Inneren warteten verschiedene Brandobjekte auf die Angriffstrupps, die bei großer Hitze präzise ihr Löschwasser einsetzen mussten. Denn bei Temperaturen von weit über 300 Grad bedeutet viel Wasser auch sehr viel Wasserdampf, der wiederum die Situation für die Einsatzkräfte an den Rand des Unerträglichen bringen kann. Aus dem Leitstand heraus wurden allerdings auch bereits abgelöschte Feuer neu entfacht, sodass blitzartig reagiert werden musste, um den eigenen Rückweg zu sichern. Wer nicht weit genug am Boden agierte, wurde mit einem Durchzünden der Brandgase an der Decke darauf aufmerksam gemacht, dass es unten immer kühler ist als oben.

 

 

Die Strapazen unter der schweren Schutzausrüstung waren den Einsatzkräften durchweg anzusehen. Eine Manöverkritik zeigte den Trupps gleichermaßen, auf welche Fehler gemacht wurden und was gut gelaufen war. Nach einer kurzen Pause und einem erfrischenden Getränk musste noch die mobile Atemschutzstrecke der Hamburger Berufsfeuerwehr durchkrochen werden. Die, da waren sich die Insulaner einig, noch, um einiges enger war als die Strecke in Niebüll.


Für das Mitglied des Kreistages Peter Martinen stellte diese Art der Ausbildung eine schon nahezu zwingende Ergänzung zu dem vorgeschrieben jährlichen Besuch der Atemschutzstrecke in Niebüll dar. Viele Nachwuchskräfte hätten aufgrund der erfreulich selten auftretenden Feuer wenig praktische Erfahrung. Doch im Ernstfall sollen sie dann doch erfahren reagieren. Dies kann nur durch den Einsatz solcher modernen Trainingsmittel erreicht werden, zeigt sich der ehemalige stellvertretende Kreiswehrführer überzeugt.
Kreiswehrführer Christian Albertsen zeigte sich zufrieden mit dem Ablauf und dankte Matthias Trapp für die hervorragende Arbeit, die sein Team leiste. Dieser freute sich, dass nach leichten Anlaufschwierigkeiten am Vormittag alles rund lief.


Die Feuerwehr Garding wird im nächsten Jahr ein weiteres Praxisseminar anbieten.

 

Autor: Thomas Oelers

 

 

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