04.09.2012 / Fahrgastschiff Eilun rammt Poller am Fähranleger Wittdün…
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So hätten sich die rund einhundert Passagiere, vornehmlich Kinder von auswärtigen Schulklassen, das Ende ihres Schiffsausflugs mit dem Ausflugsschiff MS „Eilun“ zu den Seehundbänken wohl nicht vorgestellt. Aufgrund des Ausfalles der Backbordmaschine konnte Kapitän Bandix Tadsen das eingeleitete Anlegemanöver am Fähranleger in Wittdün nicht wie gewohnt abschließen und rammte stattdessen einen Poller an der Anlegestelle.
Fahrgastschiff EILUN
„Da wir uns schon auf die Ankunft vorbereitet haben und die Kinder aufgestanden waren, kam dieser unerwartete Stillstand des Schiffes völlig unerwartet. Dementsprechend sind die Kinder fast ausnahmslos zu Boden gegangen“, erklärte einer der Lehrkräfte der an Bord befindlichen Schulklassen nach dem Zwischenfall. Der Kapitän bestellte nach eigenen Angaben zwei Taxen an den Anleger, um die zu Schaden gekommenen Personen zum Arzt fahren zu lassen. „Ein Lehrer alarmierte über den Notruf die Leitstelle und vermeldete das die Fähre den Anleger gerammt hat und es hundert Verletzte gegeben hätte“, wusste Tadsen. Diese Meldung bestätigte die Wasserschutzpolizei. Ab diesem Zeitpunkt hatte er keinen Einfluss mehr auf die Maßnahme, zudem er das Schiff am Fähranleger sicher anlegen musste.
Großeinsatz auf dem Fähranleger
Entsprechend lief das gesamte Notprogramm an, dass bedeutete den Einsatz zu Land von Rettungsdienst, Notarzt, Polizei und Feuerwehr, zu Wasser lief der Seenotrettungskreuzer „Vormann Leiss“ aus und von der DFR stieg Rettungshubschrauber „Christoph 5“ auf dem Festland auf. Aufgrund der offensichtlich vielen verletzten Kinder löste der Rettungsdienst auf Amrum Großalarm für die speziell für Unfälle mit einem Massenanfall von Verletzten geschulten Feuerwehren aus. Die Kinder hatten nach der ersten Sichtung durch den Notarzt Peter Totzauer und die Rettungsassistenten keine bedrohlichen Verletzungen erlitten.
Notarzt Dr. Peter Totzauer
Zur weiteren Untersuchung wurden die Kinder von den Einsatzkräften von Bord begleitet und in die Wartehalle des Reedereigebäudes auf dem Fähranleger verbracht. Einige der neun und zehnjährigen Kinder klagten über Schmerzen an Kopf und Gliedmaßen und wurden von den Feuerwehrleuten zum Teil getragen beziehungsweise auf Rettungstragen transportiert.
„Für mich galt es als Vater die eigenen Emotionen auszublenden und die doch große Anzahl an Kindern, die zum Teil überaus bekümmert aussahen, der ärztlichen Untersuchung zuzuführen“, berichtete ein Feuerwehrmann. „Glücklicherweise gab es keine offenen Verletzungen, sodass sich das Szenario nicht noch dramatischer darstellte“, gestand ein weiterer Einsatzhelfer.
Für Notarzt Peter Totzauer galt es, die gesondert untergebrachten Verletzten zu sichten und entsprechende Entscheidungen für die weitere medizinische Versorgung zu treffen. „Ich wurde bei meiner Arbeit durch den Notarzt des Rettungshubschrauber Christoph 5 aus Niebüll und einer auf Amrum urlaubenden Ärztin, die sich angeboten hatte zu helfen, freundlich unterstützt“, lobte Dr.Totzauer. Insgesamt wurden siebzig Personen gesichtet und entsprechend der festgestellten, durchweg als leicht einzustufenden Verletzungen behandelt. Insgesamt wurden zur weiteren Untersuchung fünfzehn Kinder und eine Lehrkraft in die Krankenhäuser in Niebüll und in Wyk auf Föhr transportiert. Hierfür flogen zwei Hubschrauber und es lief der Seenotrettungskreuzer „Vormann Leiss“ aus.
Rettungskreuzer VORMANN LEISS
„Ich möchte bei diesem Einsatz ein großes Lob natürlich auch an den Rettungsdienst und die für solche Notfälle speziell geschulten Feuerwehrkammerden der Inselwehren aussprechen. Es war wichtig den Kindern Mut zuzusprechen und sie zu betreuen. Wir haben bei unserer Schulung und Installation einer Sondereinsatzgruppe wohl alles richtig gemacht“, lobte Dr. Totzauer abschließend. Die Versorgung mit Getränken, kühlendem Eis und Decken funktionierte ebenso gut, wie die gesamte Zusammenarbeit der beteiligten Einsatzkräfte. Und hat sich gezeigt, dass an solch einem stark frequentierten Tag mit mehreren Schiffsankünften nicht zu viele Einsatzkräfte anwesend sein können. Zu unterschiedlich waren die Aufgaben am Einsatzort.
Die Einsatzkoordination zu See lief über das Havariekommando in Cuxhaven, von wo aus die Küstenwacheinheiten des Zolls und der Wasserschutzpolizei und ein Marinehubschrauber von Borkum zur Unterstützung nach Wittdün beordert wurden. Für Kapitän Bandix Tadsen und seine Besatzung ging der Zwischenfall ohne körperlichen Schaden vonstatten.
Transport der Kinder Richtung Hubschrauber
„Mir tut es natürlich unendlich leid, dass aufgrund eines verstopften Dieselfilters eine Maschine beim Anlegemanöver abstarb und ich nicht mehr am Poller vorbei manövrieren konnte. Ich hoffe, dass die verletzten Kinder schnell wieder genesen und ihren Aufenthalt auf Amrum noch genießen können“, bedauerte Tadsen. Nach der Untersuchung und Befragung durch die Wasserschutzpolizei im Seezeichenhafen wurde das unbeschädigte Schiff wieder für den Ausflugsverkehr freigegeben. Tadsen konnte die Nachmittagsausflugsfahrten wie geplant durchführen. Allerdings steht ihm noch ein Besuch bei den betroffenen Klassen bevor. „Ich möchte mich bei den Beteiligten entschuldigen und ihnen erklären, wie es zu diesem Zwischenfall kommen konnte“, so Bandix Tadsen.
Wie die Wasserschutzpolizei in Husum zum Abend vermelden konnte, wurden bis dahin alle Patienten aus den Krankenhäusern wieder entlassen. Eine erfreuliche Nachricht.
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